Ab seinem 12. Geburtstag filmte Sam Klemke seinen Alltag in der Hoffnung, irgendwann würde etwas Bedeutsames geschehen. Über die Jahrzehnte entstand ein überbordendes Lebensarchiv. Daraus entstand «Tim Klemke's Time Machine» des Dokumentarfilmers Matthew Bate. Er dokumentiert, dass Plan und Fakt nur äusserst selten zusammenkommen.
Unter Leitung des Filmwissenschafters Volker Pantenburg diskutieren die Historikerin Monika Dommann, der Filmkritiker Bert Rebhandl und die Ethikerin Nikola Biller-Andorno über die Chancen, Risiken und Nebenwirkung des Langzeitdokumentarfilms. Nicht zuletzt stellen sich ethische Fragen, wie das gelebte und das gefilmte Leben aufeinander einwirken und wann das Private gegen die Öffentliche geschützt werden sollte.
Zu seinem 12. Geburtstag schenkten ihm seine Eltern eine Filmkamera, und Sam Klemke begann sein Leben filmisch zu begleiten. Immer in der Hoffnung, die Zukunft hielte Grosses für ihn bereit und seine Existenz würde eine bedeutsame. Was sich sodann im Verlauf der kommenden Jahrzehnte vollzog, war das alltägliche Scheitern. Unverdrossen und uneitel dokumentiert von einem Mann, der mit seinem Übergewicht kämpft, berufliche Enttäuschungen und persönliche Krisen zu bestehen hat – und der sich doch immer wieder aufs Neue mit dem Umstand arrangiert, dass Plan und Fakt nur äusserst selten in eins fallen. Klemkes überbordendes Lebensarchiv ist die ideale Materialsammlung für den aus Nordengland stammenden, in Australien beheimateten Dokumentarfilmemacher Matthew Bate, der in seinen Werken ‹for meaning in the white noise of pop-culture› sucht. (Text: Bildrausch Filmfest Basel, 2015)
Langzeitdokumentarfilme faszinieren: Als Bild- und Tonspeicher langer Zeitverläufe sind sie gesättigt mit historischen Spuren und lassen im kleinen und im grossen Massstab Geschichte vor unseren Augen entstehen. Zugleich bieten sie Einblicke in Biografien mit ihren unabsehbaren Hochs und Tiefs und verhandeln die Grenze zwischen Privateben und Öffentlichkeit. Oft sind sie Resultate langer und auch intensiver Beziehungen zwischen Filmemacher:innen und gefilmten Subjekten und werfen nicht zuletzt ethische Fragen danach auf, wie das gelebte und das gefilmte Leben aufeinander einwirken und an welchen Punkten das Private gegen die Öffentliche geschützt werden sollte.
Die Filmvorführung und das Podiumsgespräch sind öffentlich.
Die Veranstaltung ist eine Zusammenarbeit des Filmpodiums der Stadt Zürich, des Instituts für Filmwissenschaft der Universität Zürich und der Datenschutzbeauftragten des Kantons Zürich.