Kunst, Vi­deo und Mas­ter­class – Di­ver­si­tät bei der Sen­si­bi­li­sie­rung

Alljährlich am 28. Januar findet der Europäische Datenschutztag statt. Die Datenschutzbeauftragte nimmt dies zum Anlass, auf die Grundrechte auf Privatsphäre und informationelle Selbstbestimmung sowie ihre Bedeutung hinzuweisen. Im Jahr 2023 bot sich die spannende Möglichkeit, zusammen mit dem Verein We are AIA | Awareness in Art im Löwenbräuareal in Zürich die Data Privacy Art Days durchzuführen.

Kunst eröffnet einen neuen Blick auf Themen, die sonst bedrohlich und unnahbar erscheinen. Die Besucherinnen und Besucher konnten anhand der ausgestellten Kunstobjekte mit Expertinnen und Experten über die Macht von Daten, die Überwachung und die Manipulation durch Big-Tech-Firmen, die Nutzung und den Missbrauch von biometrischen Daten und die Chancen und Risiken von Algorithmen diskutieren. Mit dabei waren neben der Datenschutzbeauftragten auch Angela Müller von AlgorithmWatch, NZZ-Technologieredaktorin Ruth Fulterer, der WoZ-Journalist Florian Wüstholz, die Künstlerinnen Marta Revuelta und Lauren Huret, der Kurator des Hauses für elektronische Kunst in Basel Boris Magrini sowie die ETH-Professorin für Ethik, Technologie und Gesellschaft Margarita Boenig-Liptsin.

Karottensaft und Datenschutz

Im Datenschutz-Video-Wettbewerb entschied sich die Datenschutzbeauftragte dazu, einen Spezialpreis für Beiträge zu kreieren, die von Jugendlichen und im schulischen Umfeld produziert wurden. Dominika Blonski begründete den Entscheid: «Wir finden es toll, dass wir jedes Jahr grossartige, professionell produzierte Einsendungen bekommen. Daneben werden aber immer auch sehr gute Videos eingesandt, bei denen der Schnitt nicht immer ganz stimmt, der Ton Mängel hat oder die Geschichte hier und da etwas holpert, weil diese Videos durch Jugendliche produziert wurden, die wenig Erfahrung und Equipment haben. Diese Videos finden wir ebenso preiswürdig.» Der erste Spezialpreis ging an die Einsendung «Macht KI unser Leben einfacher?» von Maxime Kessler und Dorothea Röthlisberger. Die Jury bewertete den Einsatz der beschränkten Mittel als hohe Kunst. Hier kommen keine Schauspielerinnen zum Einsatz und das Video ist im hochformatigen Tiktok-Stil aufgenommen, aber es bringt die Botschaft auf den Punkt: Künstliche Intelligenz kann Menschen unterstützen. Doch was ist, wenn sie uns im Stich lässt? Ihr Video endet mit dem allseits bekannten «Hoppla, da ist was schiefgelaufen.»

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Doch was ist, wenn die KI uns im Stich lässt? Das Video endet mit dem allseits bekannten «Hoppla, da ist was schiefgelaufen.»

Im stimmigen Rahmen des Kinos Riffraff überreichte Amila Redzic, SRF-Impact-Redaktorin und Social Media Host, die Preise an die Macherteams. Die Einsendung «Carrot Juice» wurde von der Fachjury am besten bewertet. Der Kurzfilm von Luis Oliveira, Amy Amstutz und Yann Belanga zeichne sich aus durch eine klare Botschaft sowie handwerkliche und schauspielerische Topleistungen. Der Jury gefielen die lustigen Dialoge und der Wortwitz. In ihrer Laudatio sagte Dominika Blonski: «Als Zuschauerin fiebert man mit, was der Grund sein könnte für die Werbung auf dem Smartphone der Protagonistin. Der Beitrag fokussiert die Hauptmessage: Privacy matters.»

KI wird schon kontrolliert, allerdings nicht demokratisch

Schon seit Jahren sorgt die Datenschutzbeauftragten für die Präsenz der Anliegen des Datenschutzes in der Start-up-Szene. Am Digital Festival 2023 war Datenschutz eines der Schwerpunktthemen. Benjamin Walczak, Informatiker beim Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz Schleswig-Holstein und Mitglied der KI-Taskforce des Bundesverbandes der deutschen Datenschutzbeauftragten, leitete eine Masterclass zum Thema Datenschutz by Design. Sein Rat: «Bei der Software-Entwicklung so früh wie möglich an den Datenschutz denken. Sonst wird`s später sehr schwierig.» Zudem diskutierte er im Panel «KI – Freund & Helfer» mit. Auf die Frage, ob und wie KI reguliert werden könne, meinte Benjamin Walczak: «KI-Systeme werden ja schon heute reguliert. Allerdings geschieht diese Regulierung durch Unternehmen. Was es nun braucht, ist eine demokratische Kontrolle.»

Sozialkreditsysteme in demokratischen Gesellschaften

In Zusammenarbeit mit der Paulus Akademie Zürich organisierte die Datenschutzbeauftragte die Podiumsdiskussion «Klima retten mit Belohnungssystemen». In den Städten Wien und Bologna wird auf freiwilliger Basis die Mobilität mit einer behördlichen App getrackt und umweltfreundliches Verhalten mit Gutscheinen belohnt. Inwieweit sind amtliche, digitale Sozialkreditsysteme mit unserer freien, demokratischen Gesellschaft vereinbar? Die Leiterin des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialethik der Paulus Akademie Dana Sindermann diskutierte mit der Datenschutzbeauftragten Dominika Blonski, dem Co-Präsidenten der Grünliberalen Partei Kanton Zürich Nicola Forster, dem Co-Präsidenten vom Verein für eine Schweiz ohne Sozialkreditsysteme Pascal Fouquet und dem ETH-Professoren für computerbasierte Soziologie Dirk Helbing. Die Effektivität solcher Sozialkreditsysteme zur Rettung des Planeten wurde bezweifelt. Daraus leitet sich ab, dass der tiefe Eingriff in die Privatsphäre durch das Tracking nicht verhältnismässig wäre.